Das mit dem Biologie-Unterricht ist bei dir ja sicher schon ein paar Jährchen her. Lust auf eine Auffrischung? Wie war das denn noch mal mit der natürlichen Befruchtung?
Der Mann gibt beim ungeschützten Sex seinen Samen in die Scheide der Frau ab: Soviel dürfte schon mal klar sein. Doch jetzt ist etwas Fachwissen nötig: Frauen haben bekanntlich einen Monatszyklus. Als Beginn des Zyklus gilt der erste Tag der Menstruation. Durch Hormonsignale reifen im Verlauf des Zyklus mehrere weibliche Eizellen heran (Follikeln). Eines dieser Follikel setzt sich durch und behauptet sich als Leitfollikel. Das Leitfollikel entwickelt sich weiter bis zum Tag des Eisprungs, während die anderen Follikel verschwinden oder absterben. Beim Eisprung platzt das Eibläschen und gibt die Eizelle frei, die vom trichterförmigen und beweglichen Ende des Eileiters aufgenommen wird. Während des Eisprungs wird ein Hormon ausgeschüttet, welches das sexuelle Verlangen der Frau erhöht. Innerhalb dieser fruchtbaren Phase, in der die Spermien des Mannes einen geöffneten Muttermund und Zervixschleim vorfinden, ist eine Befruchtung möglich. Hat es mit der Befruchtung geklappt, wandert das Ei über den Eileiter in die Gebärmutter. Wenn es nicht zur Befruchtung gekommen ist, löst sich das Ei auf. Am Ende eines Zyklus setzt dann die Monatsblutung wieder ein.
Neuere Untersuchungen zeigen die große Schwankungsbreite beim Eisprung: Bei 5% der Frauen findet der Eisprung bereits vor dem 12. Zyklustag statt. Bei ca. 50% nach dem 14. Tag und bei jedem 5. Zyklus sogar nach dem 19. Tag.
Worauf es bei der Befruchtung ankommt: Die Qualität von Ei und Sperma
Bis vor kurzem dachte man noch, man könnte auf die Qualität des Eis der Frau kaum einwirken. Inzwischen ist es jedoch erwiesen, dass sich nicht nur der Verzicht auf Alkohol und Zigaretten positiv auf die Eizellqualität auswirkt, sondern auch mediterrane Ernährung einen Effekt auf die Fruchtbarkeit der Frau haben kann.
Gleiches gilt auch für den Mann. Neben einer guten mediterranen Ernährungsweise sollten beide Partner auf die Vermeidung von Stress achten, wenn sich der Kinderwunsch bald erfüllen soll. Bei Männern steigt durch Stress das Hormon Prolaktin an, das die Spermienproduktion stören kann. Übrigens: Auch beim Mann ist das Alter ein Faktor, der sich auf die Fruchtbarkeit auswirkt. Ab 40 Jahren nimmt die Samenqualität langsam ab. Übergewicht wirkt sich ebenfalls negativ auf die Fruchtbarkeit beider Partner aus. Wer darunter leidet, sollte über eine Veränderung des Lebensstils nachdenken.
Spätgebärende können ihren Eizellenstatus beim Frauenarzt oder ihrer Frauenärztin prüfen lassen. Durch einen Bluttest wird ermittelt, wie viele Eizellen noch zur Befruchtung zur Verfügung stehen.
Männer vereinbaren einen Termin beim Urologen oder Andrologen, um Menge und Qualität ihrer Spermien testen zu lassen.
Der Lebenszyklus des Spermiums
Der Vorgang der Spermienbildung dauert beim Mann circa 64 Tage. Spermien entwickeln sich in den Samenkanälchen der Hoden und wandern von hier in die Nebenhoden. Dort reifen sie bis zum Ende aus. Spermien sind etwa 0,06 mm groß. Jedes einzelne von ihnen enthält das gesamte Erbgut des Mannes. Die reifen Samenzellen werden im Samenleiter und auch in den Nebenhoden gespeichert. Sie können sich noch nicht alleine fortbewegen, sondern werden durch Kontraktion der Samenleiter zur Prostata transportiert. Kommt es zum Orgasmus, ziehen sich die Samenleiter und die Prostata stark zusammen und bewirken die Ejakulation (Samenerguss). Dabei gelangen die Spermien über die Harnröhre und den Penis nach außen. Wenn es längere Zeit nicht zum Orgasmus kommt, werden die Samenzellen entweder durch Immunzellen abgebaut oder durch einen unwillkürlichen Samenerguss nach außen abgegeben. Dieser findet meist im Schlaf statt.
Das Sperma auf dem Weg zur Eizelle
Nach der Ejakulation bewegen sich die Spermien in Richtung der Eileiter. Um die 12-15 Zentimeter zurückzulegen, werden gesunde Spermien durch die unmerklichen Kontraktionen der Gebärmutter unterstützt. Auf diesem Weg werden die Spermien, die vom Immunsystem der Frau als körperfremd wahrgenommen werden, von Zellen der Immunabwehr angegriffen.
Ankunft bei der Eizelle
Von den Millionen Spermien des Ejakulats gelangen aufgrund der Immunreaktionen der Frau nur wenige 100 zum Eileiter und zum Ei. Diese versuchen jetzt, sich durch die Außenhülle des Eis zu bohren. Doch nur einem einzigen Spermium gelingt es, ins Innere vorzudringen und das Ei zu befruchten. Sobald das geschehen ist, werden die verbliebenen Samenzellen vom weiblichen Körper abgebaut. Die befruchtete Eizelle wandert hingegen den Eileiter hinunter Richtung Gebärmutter.
Die Einnistung
Schon während dieser Wanderung durch den Eileiter teilt sich die befruchtete Eizelle alle 12 Stunden. Dabei ernährt sie sich von der äußeren Zellschicht. Drei Tage nach der Befruchtung sind auf diese Weise schon 32 Zellen entstanden, man spricht von der Blastozyste. Am 5. Tag kommt die Eizelle in der Gebärmutterhöhle an und sucht sich einen geeigneten Ort zur Einnistung. Die Gebärmutter hat dazu zu Beginn des Zyklus eine fruchtbare Schleimhaut gebildet. In dieser Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) bildet sich eine kleine Mulde, in die sich die Zellen, die später zur Plazenta werden, hineinbegeben. Danach graben sich die Zellen, die später zum Baby werden, ebenfalls in die Schleimhaut ein, bis sie vollständig umhüllt sind. Spätestens zwei Wochen nach der Befruchtung ist die Einnistung abgeschlossen. Dieser Vorgang geht häufig mit der Öffnung einiger Blutgefäße der Gebärmutterschleimhaut einher. Daher kann es zu kleineren Blutungen kommen, die manchmal mit der Menstruation verwechselt werden. Wenn du unsicher bist, solltest du zuhause oder beim Arzt einen Schwangerschaftstest durchführen.
Wie entstehen Zwillinge?
Zwillinge zu bekommen ist für werdende Mütter und Väter eine große Überraschung. Viele betroffene Eltern fragen sich, wie es dazu gekommen ist? Bei eineiigen Zwillingen teilt sich die befruchtete Eizelle in zwei Keime. Dieser Vorgang verläuft unabhängig von äußeren Einflüssen. Die Kinder sind genetisch identisch, das heißt, sie teilen sich ein Erbgut und sehen sich äußerlich sehr ähnlich. Zweieiige Zwillinge entstehen dagegen, wenn zwei Eizellen unabhängig voneinander befruchtet werden. Zweieiige Zwillinge sind sich genetisch nicht ähnlicher als gewöhnliche Geschwister. Hinter Zwillingsgeburten steckt häufig (aber nicht immer) eine Kinderwunschbehandlung. Die Behandlung mit dem follikelstimulierenden Hormon FSH führt zur Heranreifung mehrerer Eizellen. Bei der künstlichen Befruchtung werden, um die Erfolgschancen zu erhöhen, mehrere befruchtete Eier gleichzeitig eingepflanzt. Da Kinderwunschbehandlungen zunehmen, steigt in Deutschland auch die Zahl der Mehrlingsgeburten seit einigen Jahren an.